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Der zweite Lauf des Langstreckencups Bridgestone 100 stand an. Diesmal in der Kathedrale des Motorsports im holländischen Assen. Eine der wohl geilsten Motorsportanlagen für zwei Räder in der Welt.

Entsprechend groß war die Freude schon auf der Hinfahrt.

So feierte ich schon auf der Hinfahrt die kommenden Tage mit der neuen Rammstein auf Anschlag. Einmal angekommen folgte der Standardprozess: Zeltstadt Aufbauen, Benzingerede mit dem Rennstreckenvolk und natürlich etwas Hopfenschorle. Am nächsten Tag ging es dann los mit den Trainings. Ich war etwas aufgeregt meine neue 19er Braking Bremspumpe auszuprobieren. Schon nach dem ersten Turn war klar, die Investition hat sich gelohnt, obwohl bereits zuvor eine OEM Brembo Pumpe der Daytona R Version verbaut gewesen war. Mit der Braking hab ich nun einen knackigeren Druckpunkt und viel klarere Rückmeldung und das wiederum schafft Vertrauen. Über die Trainings konnte ich meine Vorjahreszeit dann um 1,5 Sekunden unterbieten, was Jochen und mir einen guten Startplatz für das Rennen sichern sollte. Es lief also alles quasi wie am Schnürchen, bis zum Mittag des 2. Trainingstags dann ein aufgeregter Jochen zu mir kam und von Schaltproblemen erzählte. Nach kurzer Examinierung am zickenden Objekt war klar: Das Motorrad wird im Rennen nicht starten können.

Was also tun?

Jochen kannte mein Motorrad nicht, das Rennen war in diesem Fall nur 80 Minuten lang und ich war durch die Erfahrung der 1000km Hockenheim und vergangenen Rennen endurancemäßig voll im Saft. Also war klar: Ich werde die 80 Minuten alleine probieren. Zwar werden da keine Topzeiten bei rumkommen, aber das Reglement schreibt in diesem Fall nur einen statt drei Stopps vor, so dass man gute zwei Minuten gegenüber den anderen Teams sparen könnte. Das Hauptproblem war aber die Unbekannte, ob ich das Ganze überhaupt durchhalte und nicht irgendwann mit Blackout vom Moped falle. Das allerdings ließ sich nur per Durchführung herausfinden.

Start war diesmal aus der Boxengasse

Hier konnte ich immerhin schon mal die Kraft für den Zwischensprint sparen. Gerne hätte ich dann volles Pfund gefahren, aber ich wusste das Rennen ist lang und so bremste ich früh und sanft, versuchte möglichst rund zu fahren und das Motorrad arbeiten zu lassen. So ähnlich wie im Regen. Nach guten 50 Minuten musste ich langsam rein zum auftanken. Meine Freunde übernahmen das Boxenpersonal (danke!! 🙂 ), tankten mich auf und putzten mir einmal kurz übers Visier. Beim Tanken war ich etwas ungeduldig und signalisierte Weiterzufahren. Das wird schon passen mit dem Sprit dachte ich… Es kam wie es kommen musste und gute 12 Minuten vor Rennende ging die Tanklampe an. Da ich zu dem Zeitpunkt weder rechnen noch großartig Risikoabwägungen treffen konnte, entschied ich mich für die sichere Variante und noch einmal zum Auftanken reinzukommen.

Gleichzeitig kam der „Konzentrationshammer“.

Die Konzentration war einfach weg. Ich fuhr wie in Trance in einer komischen Linie über die Strecke irgendwie mein eingespeichertes Programm abspulend und versuchte mich wieder zu fokussieren. Nach circa einer Runde hatte ich es dann und konnte wieder halbwegs vernünftig fahren. Der zweite Boxenstopp kostete dann noch einmal ordentlich Zeit und sorgte dafür, dass ich im Klassement einen Platz zurückfiel. Am Ende hat es dann trotzdem sogar für eine Podiumsplatzierung mit dem 3. Platz in unserer Klasse gereicht.
Mal wieder eine krasse Erfahrung und eine Geschichte, wie sie nur im Endurancesport geschrieben wird.

In diesem Sinne,
Gas ist rechts!
Euer Philipp #14

Author Philipp Wiehe

Motorradfahrer, Schrauber und Hobbyracer aus Leidenschaft. Ein Leben ohne zwei Räder ist kein Leben.

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