Skip to main content

Abwarten heißt die Devise des RCS-Racing Team hinsichtlich der Renn-Saison 2020. Der Auftakt mit dem geplanten Training in Val de Vienne / Frankreich wurde final erst 5 Tage vor der geplanten Abreise durch die Grenzschließung nach Frankreich abgesagt.  Sogar das Catering-team war schon fertig. Man hatte vorgekocht und Portionsweise eingefroren um an den Trainingstagen Zeit für die Mahlzeiten zu sparen. Alles war gepackt und auch das Team-Motorhome stand schon vollgetankt und mit frischen TÜV vor der Haustür. Dann die Vollbremsung durch das Organisationsteam ! Der Frust saß tief, erst recht als das erste Renn-Wochenende, welches über die Ostertage im Tschechischen Brünn geplant war, kurze Zeit später ebenfalls abgesagt wurde. Zur Zeit muss wohl leider davon ausgegangen werden, dass der nächste Termin der International Sidecar -Trophy im Kroatischen Rijeka auch der Covid-19 Pandemie zum Opfer fallen wird. Auch der Lauf in Schleiz ist mehr als ungewiss, selbst wenn man dort versuchen würde, die Veranstaltung auf 1000 Personen zu beschränken. Das lässt sich nämlich gerade an diese Naturrennstrecke nicht kontrollieren.

Durch die Home-office Anforderungen der Arbeitgeber sowie das seitens der Bundesregierung verhängte Kontaktverbot bekommt das Team so langsam den Budenkoller und versucht mit Hobby-nahen Aktivitäten die Zeit bis zum sehnlich erwarteten Start in die Rennsaison zu überbrücken. Ins Auge fiel als erstes eine bereits überflüssige Inspektion der Straßenmaschine des Teamchefs. Da es sich hierbei um eine Moto-Guzzi V11 handelt, war der Schwierigkeitsgrad als eher niedrig einzustufen. Der Check, was im Rahmen anstehenden Inspektion an Material nötig war und was man noch im Lager hatte förderte schnell zu Tage was bei Motorrad-Ersatzteile24 geordert werden musste. Moto Guzzi ist ja heutzutage nicht eben mehr ein Allerweltsmotorrad, aber unser Sponsor hat sogar hierzu fasst alles am Lager was man für eine Inspektion benötigt. Bei schönem Wetter ging es flugs ans Werk. Tank und Sitzbank runter und man kommt schon gut an den Motor heran. Das doch schon etwas altertümliche OHV Konzept macht das Einstellen der Ventile zum Kinderspiel. Gar kein Vergleich zur Ventileinstellung an modernen DOHC Motoren wie z.B. bei der Triumph Speed-tripple der Team-Beifahrerin oder den F1 Sidecar Renn Motoren.

Ventil- und Lichtmaschinendeckel runter sowie Kerzen raus und man kann den Motor leicht von Hand durchdrehen. Auf dem Schwungrad sind unter einem Gummistopfen die Kurbelwellenmarkierungen sichtbar. Je Zylinder auf OT drehen und dann mit Fühlerblattlehre das Ventilspiel messen. Ist was nachzustellen, geht das auf Grund der Einstellschrauben im Zylinderkopf ganz einfach und ohne Sonderwerkzeug. Anschließend mit neuen Papier-Dichtungen die Ventildeckel montieren. Achtung: entweder mit viel Gefühl oder Drehmomentschlüssel die Schrauben anziehen (die Gewinde sind direkt in das Aluminium geschnitten).   Entgegen den alten Guzzi-Modellen wie z.B. LeMans 1-5 ist der Ölfilter bei der V11 von außen zugänglich (so sollte es ja auch sein) und kann nach dem Ablassen der alten schwarzen Pampe von unten aus der Ölwanne herausgedreht werden. Beim Einfüllen bitte nicht der Öl-Menge  im Bordbuch vertrauen, die Angabe ist glatt mal um einen halben Liter zu hoch. Der Dichtring der Ablassschraube muss immer neu, oder zumindest neu geglüht werden (dadurch wird das Material wieder weich und man kann ihn erneut verwenden so er denn aus Kupfer besteht.

Als nächstes ging es daran den Kardan abzuschmieren. Moto-Guzzi hat an der V11 den Nachteil eines Kardans, nämlich den Aufstellmoment, mit einer zusätzlichen Momentabstützung eliminiert, sich aber mit den dadurch offen laufenden Kreuzgelenken den Nachteil eines Kettenantriebs erkauft. Das Fett klebt dadurch die erste Zeit nach der Wartung regelmäßig an der Hinterradfelge. Irgendwie nicht ganz durchdacht (wie so oft bei Italienischen Zweirad-Schönheiten) und erst recht nicht, wenn man zum ersten Mal das Kreuzgelenk am Getriebeausgang abschmieren will und feststellen muss, das man ohne Schwingenausbau gar nicht an die Schmiernippel kommt.  Das nächste auf dem Inspektionsplan war die Bremse, check der Belag-Stärke, OK, also Bremsflüssigkeitsbehälter auf und neue Bremsflüssigkeit durch die Leitungen und Sättel gepumpt. Besonderen Augenmerk gilt es auf kleckern mit der Flüssigkeit, diese verätzt nämlich Lacke und polierte Oberflächen. Also immer gleich abwischen und nachpolieren, sollte was danebengegangen sein. Auch muss man gut aufpassen das keine Luft ins System kommt, also früh genug den Behälter nachfüllen. Im Rahmen des Bremsflüssigkeitstausch war dieses Mal auch das Kupplungssystem dran, was bei der V11 auch hydraulisch funktioniert. Wer mal an einer älteren Guzzi die Kupplung gezogen hat, weiß  die Hydraulik an den neueren Modellen sofort zu schätzen.

Da das Gabel-, Kardan- und Getriebe-Öl nicht jedes Mal gewechselt werden muss und dies Mal nicht an der Reihe war, gab es jetzt noch den K&N Luftfilter auszublasen und neue Kerzen einzudrehen sowie den Tank und die Sitzbank zu montieren bevor es auf die obligatorische Probefahrt ging. 

Author Rainer Crome

Teamchef RCS-Racing Team Sidecar Racing classic und modern

More posts by Rainer Crome

Leave a Reply