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Bremsscheiben sind ja eigentlich ein ganz simples Bauteil. Ein Stück Stahl in runder Form. Zusammen mit den Bremsbelägen erzeugen sie Reibung und verwandeln so Bewegungsenergie in Wärme.

Dass es natürlich nicht so simpel ist, sollte jedem klar sein. Fangen wir einfach Mal mit der grundlegenen Erklärung einer Bremsscheibe an und wie sie an modernen Sportmotorrädern aufgebaut ist. Normalerweise besteht eine sportliche Bremsscheibe aus drei Teilen:

  • dem Innenring
  • den Floatern
  • dem Außenring

Der Innenring: Befestigungspunkt zur Felge

Der Innenring sorgt für die Befestigung an der Felge. Er muss die nötige Stabilität an den Tag legen, damit die rotierenden Kräfte direkt auf die Felge und letztendlich die Straße übertragen werden. Dieser Innenring kann aus verschiedenen Materialien bestehen. Bei günstigen Bremsscheiben kommt hier ebenfalls Stahl zum Einsatz, während bei hochwertigen und Racingbremsscheiben zu hochfestem Aluminum gegriffen wird.

Die Floater: Verbindung zwischen Außen- und Innenring

Die Floater sind wohl der „komplizierteste“ Teil einer kompletten Bremsscheibe. Sie verbinden den Innenring mit dem Außenring. Ihre Bezeichnung kommt vom englischen Wort „float“ welches übersetzt „schwimmen“ oder „schweben“ heißt. Vielleicht kommt euch ja der Begriff einer „schwimmend“ gelagerten Bremsscheibe bekannt vor.

Doch was genau bedeutet das? Durch die Floater hat der Außenring die Möglichkeit sich geringfügig zu bewegen. Das ist nötig um die Ausdehnung des Metalls bei der großen Hitzeentwicklung aufnehmen zu können. Ohne diese Möglichkeit ist es schnell passiert, dass sich die Bremsscheibe verzieht. Außerdem sorgt die schwimmende Lagerung für eine perfekte Zentrierung der Scheibe zwischen den Bremsbelägen.

Nun gibt es allerdings nicht nur eine Art von Floatern. Man unterscheidet hier nochmals zwischen drei verschiedenen Systemen:

  • halbschwimmend gelagert
    Diesen Typ findet man klassischerweise bei Originalteilen oder günstigen Nachrüstscheiben. Hierbei werden die Floater mit zusätzlichen Federn vernietet. Diese verhindern ein Klappern der Scheibe, die Bewegungsfreiheit wird aber auch ein wenig eingeschränkt.
  • vollschwimmend gelagert
    Das klassische System bei Racingscheiben. Sehr schnell zu erkennen an einem hörbaren Klappern der Scheiben und einem fühlbaren Spiel zwischen Außenring und Innenring. Hierbei kommen keine zusätzlichen Federn zum Einsatz.
  • T-Floater
    Diese Technik ist ebenfalls eine Form der vollschwimmenden Lagerung aber besitzt einige Vorteile zu den klassischen runden Floatern. Durch eine größere Auflagefläche am Innenring werden die Bremskräfte besser aufgenommen und der Verschleiß des Innenrings wird ebenfalls geringer gehalten. Man sieht T-Floater meist an Bremsscheiben, die für die Rennstrecke entworfen sind.
Floater-Aufbau

Manchmal sieht man auch eine Kombination von runden Floatern und T-Floatern (z. B. an den originalen Bremsscheiben der aktuellen GSX-R).

Der Außenring: Wo die Bremskraft ankommt

Am Außenring wird der sprichwörtliche Anker geworfen. Durch den Druck, den man mit dem Bremshebel in das Hydrauliksystem leitet, werden die Bremsbeläge an den Außenring gedrückt. Dies erzeugt Reibung, was letztendlich die Bewegungsenergie in Wärme umwandelt.

Wie stark die Bremsleistung ist, wird durch diverse Faktoren beeinflusst. Zum einen die Reibwerte der Bremsbeläge sowie der Bremsscheibe. Durch verschiedene Mischungen oder Legierungen kann der Reibwert sowie die Haltbarkeit verändert werden. Zum anderen spielt auch die Materialstärke eine Rolle. Die Außenringe einer Bremsscheibe sind in verschiedenen Stärken erhältlich. Bei günstigen Bikes liegen diese manchmal bei 4,5 mm, weit verbreitet sind 5 mm. Racingscheiben besitzen meist 5,5 mm oder sogar noch etwas stärker. Der größte Vorteil eines dickeren Außenrings ist seine Fähigkeit, mehr Wärme aufzunehmen.

Ein weiteres Merkmal des Außenrings ist seine Form. Bei Standardscheiben ist diese meistens einfach rund mit einer Lochung. Diese Form hat sich bewährt und bietet gute Eigenschaften. Für den härteren Einsatz gehen Hersteller aber auch oft andere Wege und experimentieren mit verschiedenen Formen und Ausschnitten. Dabei wird großer Wert auf Kühlung der Scheibe und den Abtransport des Bremsstaubs gelegt.

Und das war’s auch schon, viel mehr ist an einer Bremsscheibe nicht dran. Lust weiterzulesen und mehr über Bremsscheiben zu erfahren? Dann lege ich euch einfach meinen Test der Braking Epta Scheiben ans Herz 😁

Author Julian Schmidt

26 Jahre alt und verrückt auf alles was zwei Räder hat. Immer auf der Suche nach dem Limit. Seit 2015 auf der Rennstrecke unterwegs. Yamaha R6 RJ15. If in doubt, go flat out!

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