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Trophy mit Gaststartern aus der WM oder doch eher WM Feld mit Gästen aus der Trophy?

Covid bedingt war das Starterfeld der International Sidecar Trophy auf dem schnellen Kurs in Grobnik sehr dünn gesät, bzw. hatten viele Teams schon nicht mehr an weitere Corona Lockerungen geglaubt und die Flinte wohl zu früh ins Korn geworfen. Ein paar Tage vor der Veranstaltung wurde Kroatien von der Hochinzidenzliste genommen und auch eine Quarantäne bei Rückkehr war somit nicht mehr nötig. Das Organisations-Team der Trophy hatte extra die Möglichkeit der finalen Teilnahme bis zur Anreise offen gelassen und testen lassen  konnte man sich ebenfalls vor Ort im Medical Center.  Die vergebenen Gast-Starter-Plätze wurden aber sehr wohl von den SUPERSIDE WM Teams in Anspruch genommen um in Rijeka zu testen, da die WM in einigen Wochen dort gastieren wird. Somit war das Feld zwar hoch karätig, aber auch klar zweigeteilt.

Das RCS-Racing Team war bereits eine Woche vor dem Race-Event nach Kroatien gereist und verbrachte einige sonnige Tage auf der Adria-Insel Krk, bevor ins Fahrerlager des Automotodrom Grobnik gewechselt wurde. Leider musste man auch wieder ohne Team- Mechaniker auskommen, Jürgen Halfter hatte just zu dem Zeitpunkt der Veranstaltung seine betrieblich organisierte Covid-Impfung und die ging natürlich vor. Da auch das SUPERSIDE Team „Drugsadvies Sidecarshop“ in Minimalbesetzung angetreten war und man sich eh eine Box teilte, wurde auch arbeitstechnisch in beide Richtungen ausgeholfen.

Das erste freie Training am Freitagvormittag sollte der Linienwahl sowie erneuter Streckenkenntnis dienen, in Rijeka war das RCS-Racing Team erst einmal am Start und noch dazu mit der alten Tausender Windle-Yamaha gewesen. Auch hatte sich der Kurs vor zwei Jahren nicht gerade als Favorit der Besatzung herausgestellt. Aber vielleicht ja nun mit der Adolf-Kawasaki. Die ersten Runden verliefen allerdings nicht so harmonisch, mehrere Boxengassen-Durchfahrten zur kurzen Abstimmung halfen auch nicht wirklich. Und das die schnellen Gaststarter dem Trophy-Team gleich voll um die Ohren fuhren störte die Konzentration zusätzlich, was zu ersten Verbremsern und definitiv unbrauchbaren Linien führte. Man wollte gleich zu viel und auch auf einmal und somit wurde nur Frust erzeugt. Also Streckenplan her, ruhig zusammen setzen und die Strecke, bzw. die gewollten Veränderungen hinsichtlich Linien und Bremspunkten besprechen. Auch das eine oder andere Consulting anderer Fahrer und Beifahrer wurde eingeholt.

Also nochmaliger Reset für die erste Qualifikation war der Plan….sanft einrollen (erstmal shit auf die Zeit) und dann kontinuierlich steigern wenn die Linien passen. So weit so gut. Der Plan ging im Kurvengeschlängel auch auf, die Linienwahl passte immer besser. Allerdings hatte sich Rainer Crome in der Übersetzung vergriffen, diese war für die lange Start- und Zielgerade, welche man bereits in hoher Geschwindigkeit anfährt, schlicht zu kurz. Der Motor drehte viel zu früh aus und in den Begrenzer. Dabei hätte er sich in der Vorbereitung gerade für Rijeka an den Referenz-Daten von „Drugsadvies-Sidecarshop“ halten können, welche aus deren WM-Lauf mit exakt diesem Outfit aus 2019 zur Verfügung standen. Die persönliche Bestzeit aus 2019 konnte zwar auch so schon geknackt werden, aber das Team-Ziel war eine Steigerung von mindestens fünf Sekunden gegenüber dem alten Tausender-Gespann und da war man noch weit von entfernt. Nachdem die richtige Übersetzung eingebaut, das Gespann komplett durchgeschaut und die Arbeitsliste vollständig abgehakt war,  rollte die Besatzung am Freitagnachmittag im Rahmen der zweiten Qualifikation erneut durch die Boxengasse hinaus auf die noch immer ungeliebte Piste des Adria-Kurses. Direkt anknüpfen an das erste Zeittraining gelang auch nicht gleich, die Schaltpunkte  sowie die Gangwahl mussten erst neu definiert werden. Insgesamt schon auf dem richtigen Weg, aber gerade als die Runden-Zeit anfing nach unten zu gehen, war es mit der Physis der Besatzung geschehen. Zu viele unharmonische Runden oder auch Einzel-Situationen zollten ihren Tribut, Feierabend !!

Am Samstag war für Vormittags ein kurzes Warm-Up im Zeitplan, dann zur Mittagszeit ein Super-Sprint-Rennlauf über 12min + eine Runde und am Nachmittag der Sprint über 15min + eine Runde.  Das Warm-up nutzte das Sidecar Team um die Abläufe und Linien des Vortages nochmal zu festigen. Nach kurzer Durchsicht des Arbeitsgerätes ging es dann zum ersten Mal an dem Race-Weekend in die Startaufstellung. Weit hinten stehen ist für die erste Kurvendurchfahrt natürlich eher suboptimal, aber auf Grund des Starterfeldes war es auch kein Beinbruch. Die wenigen wirklichen Sidecar-Trophy-Teams waren alle in der hinteren Hälfte des Feldes aufgestellt. Ein guter, aber auch nicht unbedingt perfekter Start von Rainer Crome und es ging los. Das Gedrängel des Feldes in der ersten Kurve ist eine Achillessehne des RCS-Racing Fahrers, zu sehr auf die Unversehrtheit des Gespanns bedacht, wird nicht hart genug gegen gehalten.  Aber was sagte schon das alte Racer Sprichwort : “to finish first, first to have to finish !” und besser einen Platz verloren, als mit beschädigtem Gespann neben der Strecke zu stehen. Der sowieso schon kurz angesetzte Lauf musste dann eh anschließend mit roter Flagge abgebrochen werden, als das Gespann des Tschechischen Teams „Lame Horses“ am Streckenrand in Flammen aufging und die Streckenposten mit zu kleinem Löschgerät den Brand nicht unter Kontrolle bekamen.

Einen Top-Start erwischte das RCS-Racing Team aber beim anschließenden Sprint-Lauf am Nachmittag, die wohl bislang beste Start-Performance mit der Adolf-Kawasaki brachte vier oder 5 Plätze beim Einbiegen in die erste Kurve. Einige Plätze mussten im Lauf des Rennens zwar wieder abgegeben werden, aber man lag bis zur letzten Runde zufriedenstellend im Feld, als ein Missverständnis hinsichtlich vereinbarter Klopfzeichen zwischen Fahrer und Beifahrerin einen zwar sehr kurzen, aber nicht notwendigen Stopp am Streckenrand verursachte und das Rennen damit leider zerstörte. Nur mit den gefahrenen Rundenzeiten war man erstmals zufrieden, knapp sechs Sekunden Differenz zur Windle-Yamaha waren im Sack. Nachdem am Samstagabend dann neben der Komplettdurchsicht mit Reifen-schälen noch kurz die Kupplung getauscht werden musste, (diese leidet nämlich, da zu trocken, unter dem Trockensumpfumbau des Kawasaki Triebwerks) ging es spät aber doch irgendwie auch zufrieden zum Dinner ins Streckenrestaurant.

Das kurze Warm-up am Sonntagmorgen offenbarte noch einen kleinen Schlampigkeitsfehler des Mechanikers vom Vorabend, aber exakt dafür sind Warm-ups ja auch da. Das „Gold-Race“ war über 20min + eine Runde angesetzt, was ca. 14 Runden im Renntrimm entsprach. Da galt es auch hinsichtlich der Physis, sich den Lauf gut einzuteilen. Diese Erfahrung hatte das RCS-Racing Team schon 2019 gemacht, als im letzten Umlauf des Rennens noch zwei Teams eingesammelt werden konnten, wo die Physis der Crew das Tempo nicht mehr mitgehen konnte. Dank der neuen Kupplung wieder ein guter Start, aber auch alle anderen direkten Wettbewerber kamen diesmal gut vom Platz. Man hielt sich wie geplant die ersten Runden aus den Battles raus und die Taktik ging auch wieder auf, als das Schwedische Team „69“ beim ersten Angriff des RCS-Racing Teams nichts mehr entgegenzusetzen hatte, weil Thomas Axelsson seinen neuen Beifahrer Mats Olsson bei seinen dauernden Versuchen das „Lingo Lowere Rhine Sidecarracers“ Team zu knacken vollkommen verheizt hatte. Auch mit den gefahrenen Zeiten über die längere Distanz war man zufrieden, die Platzierung bei den vielen Gaststartern war eh zweitrangig.

Als Fazit kann das RCS-Racing Team für die nächsten Veranstaltungen mitnehmen, das freie Training besser und ruhiger anzugehen (damit hätte in Rijeka die falsche Übersetzung auffallen müssen) um sich dann über die Zeittrainings-sitzungen weiter nach vorne zu arbeiten. Bis zum Lauf am „Ring“ in 5 Wochen ist nun einiges zu tun, das Vorderrad-Lager zeigte ersten Verschleiß und der z.Z. eingesetzte Rennmotor ist am Ende seiner Kilometer angekommen und muss für eine Revision ausgebaut werden. Als Ersatz plant das  RCS-Racing Team den erstmaligen Einbau eines letztjährig vom Team „MRSC Gunskirchen“ erworbenen Motors, welcher allerdings in mehreren Punkten (u.a. dem Trockensumpf) noch auf seinen Einsatz im Adolf RS Chassis angepasst werden muss.

Man sieht sich am Nürburgring

Author Rainer Crome

Teamchef RCS-Racing Team Sidecar Racing classic und modern

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