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Ein Kommunikations-Missverständnis führt zu DNF für das RCS-Racing Team

Am Schleizer Dreieck trafen sich die Teams der International Sidecar Trophy zum ersten Kräftemessen der 2022er Saison. Da schon wieder sechs Wochen nach dem Trainingslager im französischen Val de Vienne ins Land gezogen waren, kam das Team beim Auftakt auf der Thüringer Naturrennstrecke schon wieder mit erheblichem Trainingsrückstand an der Strecke an. Einige diesjährige Wettbewerber waren im Rahmen des Northern Sidecar Cup unterwegs gewesen oder hatten andere Trainingstermine wahrnehmen können, während  das RCS-Racing-Team im Homeoffice hockte und die Saison-Aufwände verdienen musste.

Donnerstagabend an der Strecke angekommen wurde aufgebaut und früh zu Bett gegangen. Der Teammechaniker konnte leider erst am Freitagabend hinzustoßen, das Sidecar war aber durch Rainer Crome in der heimischen Werkstatt perfekt für die Läufe vorbereitet worden. Lediglich neue Bremsbeläge wurden in Schleiz in Empfang genommen und gleich verbaut. Auch bekam die Adolf-Kawasaki vorn und hinten neue Slicks vom AVON-Berater und man plante diese am Abend im freien Training mit den neuen Bremsbelägen zusammen einzufahren. Die Einfahrempfehlung der Reifen und Bremsen passte gut zueinander, allerdings war dadurch nach 3 Runden mit gebremstem Schaum auch schon wieder Schluss.

Zum Schleizer Dreieck muss gesagt werden, das das Ambiente mit den vielen Fans dort einzigartig für Deutschland ist, auf der anderen Seite steht aber auch die Strecke, welche durch die teilweise Nutzung von Land- und Bundesstraßen eher Road-Racing Charakter hat. Nicht jedem Team gefällt das und mit den negativen 2014er Erfahrungen vom Frohburger Dreieck im Hinterkopf fällt das Racing  dem RCS-Racing Team dort nicht leicht. Mit dem Fiddaman-BSA outfit hadert das Team weniger (damit ist man ja auch 2017 schon bei der PreTT-Classic auf der Isle of Man gefahren) mit solchen Strecken als auf der deutlich schnelleren Adolf-Kawasaki.

Am Samstag stand gleich morgens das erste Zeittraining auf dem Plan. Erstmal ein paar Runden einrollen (man war das letzte Mal 2019 und noch dazu mit der Windle-Yamaha dort im Rahmen der International Sidecar-Trophy gefahren), den Kopf frei machen, den Flow für die Passagierin finden und dann erste schnellere Runden, so der Plan der Besatzung. Noch bevor es richtig zur Sache ging, erste Klopfzeichen seitens der Beifahrerin in der Schikane nach der „Senk“ und somit zur Absprache in die Box. Einige Kurven wurden flugs besprochen und ab ging es wieder hinaus auf die Strecke. Gerade zwei Runden später, erneute Klopfzeichen und ab in die Box. Der Kopf spielte einfach nicht mit. Die gefahrene Zeit der einen schnellen Runde war schon OK, aber erstmal zweitrangig wenn es nur verkrampft läuft.

Neben der Standard Durchsicht des Gespann wurde auch die Übersetzung geändert um etwas besser aus dem Knick zu kommen. Gegen Mittag kam mit Hendrik Crome eine weitere Beratung für die Beifahrerin zum Team und man besprach die weitere Vorgehensweise,  wo man z.B. Kraft auf der Strecke sparen könne. Mit diesem Briefing ging es dann in das zweite Zeittraining, welches insgesamt schon besser lief und eine weitere Zeiten-Verbesserung brachte, allerdings noch weit von Perfektion entfernt war.

Bei bestem Wetter dann das Sprintrennen am Abend, Rainer Crome versemmelte noch zusätzlich zum eh schon suboptimalen Platz im Grid den Start und man musste zwei weitere Wettbewerber durchlassen. Das Team Heart Attack konnte in der ersten Runde gleich wieder eingesammelt werden, mit Klock-Racing und dem Birchall-Kundenteam fand sich eine kleine Kampfgruppe in welcher sich mehrere Male die Führung wechselte. Gegen Rennende ließ man die Engländer ziehen und verwaltete das Ergebnis ins Ziel. Der Kampf hatte einfach zuviel Power gekostet und beide anderen Teams fuhren in anderen Wertungen. P5 in der 600er Trophy Wertung musste für´s erste genügen, erst recht unter den genannten Umständen.

Für das Goldrace am Sonntagmittag hatte man sich vor genommen vom Start an besser zu pushen, aber es sollte alles anders kommen. Normalerweise wird im Rennen beim RCS-Racing Team nur mit „klopfen“ kommuniziert wenn der Fahrer schon verwaltet und ein anderes Team noch gefährlich für die Position aufschließt.   Ausgemacht waren aber in Schleiz diesmal, wie sonst im Training, ausnahmsweise zwei Klopfzeichen auf den Rücken des Fahrers (dieses geht eh nur in langsamen ,engen Rechtskurven welche es in Schleiz nicht viele gibt), einmal klopfen hieß sauberer fahren, z. Not auch einen Kampf-Gegner ziehen lassen um die Beifahrerin hier etwas zu schonen, zweimal hieß ab in die Box (was kaputt, geht nicht mehr oder was auch immer).

Nach einem sehr guten Start hatte man die Kampfgruppe des Vortages gleich hinter sich gelassen und ging auf die Verfolgung des österreichischen Team Bachmaier. Das Birchall-Kundenteam allerdings zeigte sich paarmal mit der Nase der LCR-Honda am Bremspunkt neben der Adolf-Kawasaki was den Kurven-Speed und die Zeiten nicht gerade verbesserte. Tanja Crome klopfte daher einmal in der Stadt-Schikane um zu signalisieren das Team durchzulassen und den Engländern die Führungsarbeit zu überlassen. Rainer Crome wollte das F2 gerade am Ende der „Senk“ durchlassen, als Tanja Crome nochmal klopfte da sie meinte Ihr Fahrer hätte das Signal missverstanden. Dabei war die Stelle für Klopfzeichen auf Grund der starken Bremsung und des welligen Belags eher ungeeignet und der Fahrer fühlte ein Doppel-Klopfen (Fehler 1). Also ab in die Box, obwohl die Beifahrerin alles tat um das Missverständnis vorher noch zu klären (brüllen, winken usw…). Statt jedoch in der Boxengasse kurz anzuhalten und den Fehler aufzuklären fuhr Rainer Crome direkt ins Fahrerlager was die Rückkehr auf die Rennstrecke ausschloss (Fehler 2) und das Rennen komplett zerstörte. Kurze, beidseitige emotionale Ausbrüche vor dem Rennzelt konnten aber auch nix mehr ändern, also Schwamm drüber, besser so als rausgefallen oder Crash. Man war ja zum Spaß in Schleiz und verdient mit der Rennerei nicht seine Brötchen.

Das Gespann wurde anschließend durch das Mechaniker-Team noch komplett für Rijeka vorbereitet (Durchsicht, Übersetzung, Reifen schälen, usw.), bevor alles abgebaut und verladen wurde.

Man sieht sich am Automotodrom Grobnik in Kroatien

Author Rainer Crome

Teamchef RCS-Racing Team Sidecar Racing classic und modern

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