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Fliegen soll sie wieder können, die kleine Hornet, welche ich jüngst in die Familie integriert habe. Denn sie fristete bei meinem Arbeitskollegen und Erstbesitzer ein Dasein in trauriger Vergessenheit und ist nun nicht mehr wirklich tüchtig. Wurde sie ohnehin wenig gefahren – um genau zu sein 17tkm in ihren 18 Jahren – stand sie nach ihrer bis dato letzten Fahrt so wie ihr Motor verstummte mit viertel vollem Tank und ohne irgendwelche Vor- oder gar Fürsorge fünf (in Zahlen 5!) Jahre unter Plane und Carport vor seiner Haustür. Schande über Ihn für diesen Frevel ! Mögen ihn die Motorradgötter und heiligen Benzinhähne strafen !
Aber, aber… immerhin hat der Sünder am Ende doch das richtige getan: Er wandte sich an mich.

Beim vor Ort Termin sah es nach Lüftung der Plane gar nicht mal schlecht aus. Man hätte die 5 Jahre Standzeit auf den ersten Blick nicht geglaubt, wenn da nicht der ein oder andere Hinweis versteckt war. Zum Beispiel die inzwischen zu Holz gealterten Reifen oder das Rostband, welches die schmuddelige Kette ziert. Die Batterie war nicht eingebaut. Immerhin daran hatte er zwischenzeitlich gedacht und sie im heimischen Flur aufbewahrt. Leider hatte er nicht daran gedacht zwischendurch mal das Ladegerät anzuschließen. Um es kurz zu machen – die Bakterie war Exitus. Na ohnehin hätte sie selbst bei guter Pflege die Zeit wahrscheinlich nicht überdauert. Am meisten Sorgen machte mir aber der Blick in den Tank. Da lachte mir die Rost im Tankfiese Fratze der braunen Pest entgegen: Rost! Da ohnehin die Versager zur Reinigung anstanden – nein, den Sprit hatte er nicht aus den Kammern gelassen – entschied ich mich dazu den Bulli das Moped bestäuben zu lassen und holte das Brückungskabel aus dem Laderaum. Mein Kollege hatte zwar die Batterie nun während des bisherigen Schauspiels eingebaut, aber da hätte man wahrscheinlich mehr Chancen mit einer handelsüblichen Kartoffel gehabt den Anlasser zum Drehen zu überreden. Egal – nun wurde es spannend. Rot an Schwarz und Plus an Minus geklemmt und Zündung ein. Wir wurden von zwei freundlichen Lämpchen im Cockpit gegrüsst. Oh ja, hallo meine Liebe! Na, wieder wach? Und dann war es soweit: Trommelwirbel für den Startknopf. Das Ensemble von Anlasser und Motor sowie zugehörigen Ritzel und Rädchen drang in unsere Ohren. Dazu das berühmte „Buffta Buffta Buffta Buffta“ aus dem Auspuff. Aber anspringen wollte Sie erstmal nicht. Da fiel mir ein, dass Choke vielleicht ne gute Idee wäre. Also Choke ein und einige Bufftas später kam erst ein stottern und dann lief die Kiste tatsächlich. Tja, ein japanischer 4 Zylinder eben – die laufen auch ohne Strom im Dunkeln unter Wasser. Von ruhigem Leerlauf und sanftem Blubbern allerdings keine Spur. Aus dem Auspuff sah es aus und räucherte wie ein brennendes Ölfeld. Dazu tropfte noch ganz gut Sprit aus mindestens einem der Versager. Ready to ride sieht also anders aus, aber das war auch schon vorher klar. Trotzdem ist ein laufender Motor nach der Standzeit schon fast mehr als man erwarten kann und so gab es noch etwas Preisgeschachere und schließlich stand das Ding im Bulli.

Weiter geht es dann in Teil 2 mit den ersten Reparaturen.

Bis dahin ist das Gas wie immer rechts

Euer Philipp #14

Author Philipp Wiehe

Motorradfahrer, Schrauber und Hobbyracer aus Leidenschaft. Ein Leben ohne zwei Räder ist kein Leben.

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