Skip to main content

Tausend und eine Nacht – und es hat Zoom gemacht. Wobei man das „Zoom“ eher durch ein „Klonk“ ersetzen könnte im vorliegenden Fall. Wovon schreibt der Mensch? Nun, es begab sich, dass bei einer Autobahnfahrt mit dem Motorrad ein Großteil der beherbergten Pferde nach einem lauten Geräusch die Arbeit verweigerten und der Vortrieb des Krads quasi zum Erliegen kam. Geistesgegenwärtig hat der Fahrer zwar zur Kupplung gegriffen und noch Schlimmeres verhindert, doch das grundsätzliche Unheil war nicht mehr abzuwenden: Motorschaden!

Der Hintergrund zu meiner ganz persönlichen Motor Horror Picture Show

Das Ganze ist nicht mir selbst passiert. Ich bin nur derjenige, der das ehemals kostbare Ensemble aus Aluminium spaßeshalber angekauft hat. Mit so einem Objekt lassen sich schließlich kritische bzw. nur selten anfallende Schraubarbeiten verlustfrei üben. Außerdem ist es spannend zu sehen, welches Ausmaß der Schaden denn genau hat. Wobei bei Ankauf war bereits klar war, dass der Motor ein Totalschaden ist. So konnte man das in den Einlasskanal eingeprügelte Ventil, bzw. dessen Überreste leicht erkennen. Doch wie es wirklich im Inneren aussieht, dass wird erst nach einem Auseinanderbau offenbar.

Irgendwann war es dann auch soweit dem Motor auf die Pelle zu rücken. Grund war neben dem bereits beschriebenen Interesse, dass die Öl-/Wasserpumpe des Aggregats für ein noch lauffähiges Exemplar der nicht allzuhäufig anzutreffenden Triumphgattung benötigt wurde. Nachdem ich mich also von Unten durch sämtliche Innereien der Ölwanne gewühlt und unter lautem Fluchen sowie erheblichen Zeitaufwand den Passstift der Ölpumpe entfernen konnte (wer denkt sich eigentlich solche Konstruktionen aus?!), extrahierte ich diese schließlich aus dem leblosen Metallklumpen. Durch die soeben beschriebene Vorarbeit konnte das Aggregat unten glatt auf der Dichtfläche der Ölpumpe auf dem Tisch aufstehen, so dass es nun wesentlich leichter war ihn von oben zu beschrauben.

Sesam öffne Dich

VentildefektDie Arbeiten am Ventildeckel gingen flugs von der Hand, da schon zigfach bei Ventilspielkontrolle & Co. durchgeführt. Die Nockenwellen sahen für Daytonaverhältnisse noch passabel aus. Spuren an den Lagern sind zwar deutlich zu sehen, doch das ist nicht sehr ungewöhnlich und erstmal nicht unbedingt ein Grund zur Besorgnis. Schön ist natürlich anders, das muss man klar sagen. Wer solche Spuren im Rahmen halten möchte und den wesentlich kritischeren Kurbelwellenlagern ein langes Leben schenken will, sollte zu hochwertigem Öl wie dem Fuchs Silkolene Pro greifen (einfach im Shop gucken).
Aber vom Öl mal zurück zur Demontage: Nach der Entfernung der Nockenwellen schaute einem allerdings schon die entsprechende Tasse des geschändeten Ventils entgegen. Sowas hatte ich – zum Glück – noch nie gesehen. Der übrig gebliebene Ventilschaftstumpen lies sich klaglos entnehmen. Der Rest des Ventils bildete eine gruselige Einheit mit dem Zylinderkopf. Doch damit nicht genug: Eine weitere Tasse schaute mir zwar etwas weniger deutlich als die vorangegangene, jedoch immernoch deutlich genug entgegen. Es handelte sich um ein Auslassventil desselben Zylinders. Die Tasse abgehoben blinzelte mir ein nur noch halb steckender Ventilkeil entgegen… Und mir fiel noch etwas auf: Die blaue Markierung der Ventilfeder schaute mich an. Gehört die nicht nach unten? Liegt hier statt wie bisher angenommen ein zufälliger Fehler bei bereits serienmäßig recht ausgereizten Motoren gar ein Fall von Dilettantismus vor? Sozusagen das Werk eines Stümpers? Tatsächlich bewies ein Blick ins Werkstatthandbuch, dass der Motor falsch zusammengebaut worden war; welch Frevel!

Das Ausmaß dieser kleinen Unachtsamkeit zeigte sich vollends, nachdem der Zylinderkopf vom Motorblock abgeschraubt war. Kolben Nummero Uno hat schwer was abbekommen und ist stark gezeichnet vom Todeskampf mit dem Ventil. Aber auch der mittlere Kolben hatte schon leichte Spuren. Hier gab es also bereits ebenfalls Kontakt und es war Zufall, dass es den ersten Kolben erwischt hat.

Beim Schrauben am Motorrad die Sorgfalt nicht vergessen!

Und die Moral von der Geschicht? Auch ich bin auch kein gelernter Profischrauber und selbst von denen kann jeder mal einen Fehler machen. Das passiert ja nunmal auch auf Weltmeisterschaftsniveau. Allerdings sollte man bei den spannenden Arbeiten zwei Mal hinschauen und wenn man sich nicht sicher ist nochmals recherchieren. Das gilt für Motoren ebenso wie für Bremse etc. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Motor dem Vorbesitzer (der den Schaden wohl wiederum dessen Vorbesitzer zu verdanken hat) statt nur Leistung zu verlieren bei Vmax auf der Autobahn das Hinterrad blockiert hätte…

Also auch beim Schrauben immer hübsch wachsam bleiben.

In diesem Sinne, Gas ist rechts

Euer Philipp #14

Author Philipp Wiehe

Motorradfahrer, Schrauber und Hobbyracer aus Leidenschaft. Ein Leben ohne zwei Räder ist kein Leben.

More posts by Philipp Wiehe

Join the discussion 3 Comments

  • Josov sagt:

    Ich finde die Idee an sich genial, sich an „Edelschrott“ zu versuchen um seine Schrauberskills zu verbessern. Wie bist Du darauf gekommen? Gab es einen konkreten Anlaß?
    Hast Du was kaputtrepariert vorher?

    • Philipp Wiehe sagt:

      Einen konkreten Anlass gab es nicht. Bis zum Zylinderkopf bzw. darunter war ich ja schon vorgedrungen. Alles was danach kommt (Pleuel, Kurbelwelle, Getriebe etc.) wollte ich mir einfach Interessehalber mal live ansehen. Dazu sind die Kurbelwellenlager bei der Daytona 675 recht schwachbrüstig und machen gern mal Probleme. Mit dem Übungsobjekt kann ich auch hier erstmal probieren, so dass ich im Ernstfall vorbereitet bin und mir die Reparatur auch zutraue.

      • Josov sagt:

        So tief werde ich nie in die Materie einsteigen glaube ich, ab einem bestimmten Punkt lass ich lieber Schrauben. Aber klingt sinnig was Du sagst wenn man selber schraubt 🙂

Leave a Reply to Josov Cancel Reply