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Die allermeisten Zweiräder bringen ihre Motorkraft mittels einer Kette zum Hinterrad.
Die Kette ist also nach dem Getriebe das Erste was die Kraft vom Motor aushalten muss und da ein großteil Motorräder verhältnismäßig Leistungsstark sind und die Fahrer diese auch gern nutzen, hat die Kette eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.

Was sollte man also für Ansprüche an seine Kette haben ?

Klar, zu allererst sollte man mal sicher sein, dass sie nicht reißt.
Wenn eine Kette reißt ist es gut wenn man nur den Abschleppdienst rufen muss, in der Mehrheit der Fälle wird die Kette aber nicht einfach sang und klanglos abdanken sondern nochmal ein wütenden Denkzettel loswerden.
Meine CRF450R hat zum Beispiel einen geschweissten Motorblock. Ich konnte sie günstig kaufen nachdem meinem Vorbesitzer die Kette gerissen ist und die 50Ps die er eben noch zum Fahren benutzte, nun ihr Zerstörungspotential am Motor offenbarten.
Aber selbst das ist ja Glück im Unglück schließlich hätte es ja auch sein Bein sein können das von der Kette zerfetzt wird.

Ausserdem ist die Kette natürlich auch für eine gewisse Menge an Verlustleitung verantwortlich.
Bekanntermaßen geht von der Kurbelwelle im Motor bis zum Hinterrad ein bisschen Leistung verloren. Das geschieht überall da wo die Motorleistung umgewandelt wird, meist durch Reibung in Wärme. Die Kette macht dabei einen großen Teil aus deshalb ist die verfügbare Leistung auch von der Qualität, der Art und dem Zustand der Kette abhängig.

Ausserdem ist die Kette auch angetriebene Masse und je weniger der Motor davon bewegen muss desto schneller ist er in der Lage hochzudrehen. Eine leichte Kette macht ihn also etwas lebhafter.

Es gibt so viele Ketten, aber wodurch unterscheiden sie sich eigentlich?

Der Markt ist voller Angebote für Ketten mit verwirrenden Bezeichnungen. Bei guten Shops kann man aber in der Beschreibung leicht erkennen womit man es zu tun hat.

Als erstes die Länge (Anzahl der Kettenglieder), diese ist abhängig vom jeweiligen Motorrad und dessen Abstand vom Motorritzel zu Kettenblatt am Hinterrad, sowie deren Umfang.
Originalübersetzt kann man sich also einfach an die Herstellerangabe halten, möchte man aber zum Beispiel ein größeres Kettenblatt um kürzer zu übersetzen, also so, dass ein wenig Höchstgeschwindigkeit für Beschleunigung geopfert wird braucht man manchmal auch eine längere Kette.

Die Breite der Kette ist auch vom Hersteller angegeben, kann im zusammenhang mit Ritzel und Kettenblatt aber prinzipiell getauscht werden.
Im Rennsport wird zum Beispiel häufig von einer 525er Kette auf eine 520er getauscht da diese schmäler und somit leichter ist. Man muss dann natürlich darauf achten das die dünnere Kette mindestens genauso hoch belastbar ist wie die Originale.

Die Belastbarkeit ist abhängig von der Produktion. Eine sehr belastbare Kette ist bei gleicher Breite natürlich teurer als eine schwache Kette. Die Belastbarkeit wird angegeben in Zugfestigkeit in KG.

Die Art der Abdichtung ist entscheidend für die Langlebigkeit der Kette.
Es gibt Ketten ohne Dichtung, mit O-Ring, X-Ring und dann gibts aus Gründen noch andere Namen für diese Dichtungen.
Die Art der Dichtung ist viel Marketing weshalb ich da mal nicht so stark drauf eingehen möchte. O und X steht für die Form der kleinen Gummidichtungen. Diese verhindern ein Eindringen von unerwünsten Substanzen in das Innere der Kette.
In der Regel wirkt sich das positiv auf die Lebensdauer und die Schmierintervalle aus, allerdings bringt es auch zusätzliches Gewicht und eine höhere Verlustleistung mit sich.

Wann und wie warte ich meine Kette ?

Prinzipiell sollte eine Kette immer möglichst sauber gehalten werden da Schmutz zu schnellerer Abnutzung und höherer Reibung führt, deshalb sollte sie auch immer gut geölt sein, so wird sie ausserdem noch gegen Rost geschützt.
Die Wartungsintervalle hängen so also stark von der Benutzung ab. Wichtig ist auch, nie eine verschlissene Kette mit einem guten Ritzel zu kombinieren oder andersrum!
Dadurch erhöht sich die Gefahr eines Totalausfalls und das gute Teil wird extrem schnell Müll sein.

Dieses Ritzel wurde nur einen Tag lang gefahren. Die Kette war zu dem Zeitpunkt aber schon total am Ende.

Merkmale einer wartungsbedürftigen Kette sind :
-Quietschgeräusche oder Rost ( zu wenig geölt -> ölen ),
-starke verschmutzung, oft mit unbeweglichen Gliedern ( zu viel geölt und
oder zu selten geputzt -> Putzen und gängig machen.
Dazu empfiehlt es sich die Kette über Nacht in Diesel oder geeignetes
Reinigungsmittel einlegen.)
-oder zu viel oder wenig Spannung. Auch die richtige Kettenspannung und
Flucht (dem Motorradhandbuch entnehmen) hat Einfluss auf die
Lebensdauer und Leistungsfähigkeit der Kette. Übrigens kann eine zu
straffe Kette auch die richtige Arbeit des Federbeins verhindern.

Die Kette sollte gewechselt werden sobald sie sich auch nach Reinigung nicht mehr leichtgängig bewegen lässt oder ungleichmässig gelängt ist. Auch wenn sie generell schon stark gelängt ist oder Beschädigungen wie fehlende Kettenrollen aufweist.
Manchmal merkt man auch, dass die Kette einfach schon ausgenudelt ist, also viel Spiel hat und sich auch in radialer Richtung viel bewegen lässt. Auch dann sollte eine neue Kette montiert werden.

Links die ausgenudelte Kette vs. rechts die noch relativ neue Kette.


Wann und wie wechsle ich die Kette.

Da es keine sinnvollen Angaben dazu gibt wann eine Kette vorsorglich getauscht werden sollte muss man sich auf seine Erfahrung verlassen. An den oben beschriebenen Symptomen lässt sich bei aufmerksamer Betrachtung schon recht früh absehen wie lange die Kette noch mitmacht.

Ist der Tag nun gekommen und man entscheidet sich eine neue Kette zu montieren ist die erste Frage meist ob man ein Kettenschloss zum clipsen oder zum nieten verwendet. Da ich persönlich großer Freund von der Lösung mit dem Clips bin habe ich Folgend mal eine bebilderte Anleitung gemacht.

Als Vorbereitung empfehle ich Handschuhe und ein Ständer bei dem das Hinterrad frei schwebt. Dann sucht man das alte Kettenschloss.
Dreht es nun so das es auf dem Kettenblatt liegt und Öffnet es indem man das Federplättchen nach vorne schiebt. Am einfachsten geht das mit einer Wasserpumpenzange. Bei einer konventionellen Kette muss man den Nietkopf abflexen. Vorsicht! Die Funken können euren Lack beschädige
Nun wird die neue Kette im nächsten Zahn zur alten angelegt und von hinten durch das Kettenschloss verbunden.
Wenn man Jetzt an der alten Kette zieht, zieht man die neue mühelos und ohne weitere Teile abzubauen durch.
Einmal komplett durchgezogen muss man nurnoch die das Kettenschloss wieder lösen, die beiden Enden der neuen Kette zusammenlegen (das geht mit etwas straff ziehen) und nun wieder von hinten mit dem Kettenschloss verbinden.
Auf das Kettenschloss wird nun noch die Platte aufgesetzt (scharfe Kante nach innen) und zum Schluss das Federplättchen mit seiner Öffnung gegen die Drehrichtung der Kette in die Bolzen eingeschoben bis es in die richtige Position schnappt. Fertig!

Ketten mit Nietschlössern funktionieren genauso, nur muss man am Ende nicht das Federplättchen montieren sondern die Bolzen mit einem Spezialwerkzeug vernieten.


Author Julian Schweitzer

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