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Eure Bremsen sind mit der wichtigste Teil eures Motorrades, denn sie sorgen dafür, dass ihr Geschwindigkeit vernichten könnt und sicher zum stehen kommt. Das sollte aber auch nichts neues für Jemanden sein, der in seinem Leben schon mal Motorrad gefahren ist.

Bewegen wir ein Motorrad auf der Rennstrecke ist die Belastung auf die Bremse bedeutend höher als auf der Straße. Ständiges starkes Bremsen und die damit verbundene Hitze Bremsen sorgen für erhöhten Verschleiß, Staubentwicklung und natürlich Anforderungen an das Bremssystem. All das führt dazu, dass wir uns auch mehr um unsere Bremse kümmern müssen.

Die Bremszangen – wo die Kraft aus dem Hebel ankommt

Doch vorher noch schnell ein kleiner „Anatomiekurs“ der Bremszangen, damit auch klar ist warum man hier Hand anlegen sollte. Im Grundkörper der Zangen sind Kanäle, in denen sich die Bremsflüssigkeit befindet. Diese Kanäle führen vom Anschluss der Bremsleitung zu den Bremskolben. Die Bremskolben sind die einzigen beweglichen Teile in einer Bremszange. Zieht man nun oben am Bremshebel, baut sich Druck im System auf, wodurch die Bremskolben heraus gedrückt werden. Da die Bremsbeläge an den Kolben anliegen, werden sie somit gegen die Bremsscheibe gedrückt und so letztendlich das Motorrad verzögert.

Beim säubern der Bremszangen gilt die größte Aufmerksamkeit daher den Bremskolben. Als bewegliche Teile sollten sie möglichst gut laufen, denn sie sorgen schließlich für den Transfer unserer Aktion am Hebel an die Bremsscheibe.

Ursache und Folgen von schmutzigen Bremszangen

Unser direkter Gegner hier heißt Bremsstaub und der setzt sich in den kleinsten Ecken fest. Je mehr Bremsstaub sich in den Zangen und an den Simmerringen der Bremskolben festsetzt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bremskolben hängen. Meistens ist davon derjenige Bremskolben betroffen, der am weitesten vom Anschluss der Bremsleitung entfernt ist. Doch welche Folgen hat ein hängender oder klemmender Bremskolben? Klassischerweise kann eins von zwei Problemen auftreten: schief abgefahrene Bremsbeläge oder eine überhitzende Bremsanlage. Beides ist natürlich nicht wünschenswert.

Werkzeug und Reiniger

Also wird es Zeit, es dem Bremsstaub zu zeigen! Doch eine Bremszange lässt sich gar nicht mal so schön putzen, denn der Platz ist begrenzt. Als Werkzeug bietet sich da ein ganz alltäglicher Gegenstand an – die Zahnbürste. Natürlich nicht die, die ihr noch weiter benutzen wollt, aber das sollte eigentlich klar sein Eine normale Zahnbürste mit weichen Borsten tut es schon ganz gut und kostet nur ein paar Mark. Die Edelvariante ist eine elektrische Zahnbürste, durch die Vibration wird die Reinigung nochmals einfacher. Also wenn im Haushalt so ein Gerät ausgemustert wird, behaltet es!

Jetzt benötigen wir noch ein Reinigungsmittel. Da wir hier auch an Gummidichtungen arbeiten sind scharfe und aggressive Mittelchen wie Bremsenreiniger tabu, schließlich wollen wir die Dichtungen noch etwas benutzen. Als klassische Empfehlung liest man häufig von Spüli mit Wasser. Das funktioniert ganz gut, hat aber nicht die höchste Reinigungswirkung. Mein Mittel der Wahl ist ein sanfter, ph-neutraler und säurefreier Felgenreiniger. Diese Produkte sind schließlich entwickelt worden um Bremsstaub zu lösen.

Ich nutze dafür regelmäßig diesen hier: Wynns Felgenreiniger, PH-Neutral. Er ist günstig und reicht für einige Anwendungen. Gibt es natürlich bei meinem Partner ME24 zu bestellen und ich habe ihn gesponsort bekommen, aber ich empfehle ihn tatsächlich aus Überzeugung.

Und so wird’s gemacht

Nachfolgend erkläre ich euch meinen standardmäßigen Ablauf bei einer Reinigung der Bremszangen. Hier direkt noch ein Appell: Solltet ihr euch bei manchen Schritten oder der generellen Arbeit an der Bremsanlage unsicher sein, dann lasst bitte die Finger davon! Die Bremse ist eure Sicherheit, geht nicht leichtfertig damit um.

    1. Bevor ich anfange bereite ich immer erst einmal vor und stelle mir alles bereit:
        • Zahnbürste
        • Felgenreiniger
        • Einen Eimer oder Bottich zum drunter stellen
        • Eine extra Sprühflasche mit klarem Wasser
        • Werkstatttücher oder Zewa
        • Bremszylinder-Paste
    2. Anschließend demontiere ich eine Bremszange und entferne die Bremsbeläge. Solltet ihr auch zwei Zangen am Vorderrad haben, dann lasst die andere montiert. Wichtig für den nächsten Schritt.
    3. Jetzt haben wir freien Blick auf die Bremskolben. Nun pumpe ich vorsichtig am Bremshebel, bis die Kolben weit genug draußen stehen. Schließlich wollen wir möglichst viel Fläche reinigen.

      Achtung: wenn ihr es hier übertreibt kann schnell ein Bremskolben herausfallen. Sollte das passieren muss das System neu entlüftet werden! Den Kolben kann man normalerweise einfach wieder vorsichtig hereindrücken.

      Sollten ein oder mehrere Kolben schon sehr weit heraus stehen aber ein anderer noch nicht, seht ihr live den Effekt, den der Bremsstaub auf eure Bremsanlage hat. Um diesen Kolben auch heraus zu bekommen müsst ihr die anderen festhalten oder blockieren.

    4. Nun sprühen wir den Felgenreiniger großzügig auf den Bremssattel und lassen ihn ein paar Minuten einwirken. Danach nehmen wir uns die Zahnbürste zur Hand und schrubben bis in jede kleine Ecke. Lasst den Felgenreiniger dabei aber nicht eintrocknen.
    5. Nachdem wir den Schmutz gelöst haben, nehmen wir die Sprühflasche mit dem klaren Wasser und spülen den Felgenreiniger und Bremsstaub ordentlich aus. Seid hier ruhig großzügig, damit keine Reste bleiben.
    6. Damit ist das Gröbste geschafft. Nun trockne ich den Bremssattel mit den Tüchern ordentlich ab. Restwasser lässt sich anschließend gut Druckluft entfernen. Dann kann man sich einen Kaffee holen oder ein bisschen am Handy rumdaddeln und den Sattel noch ein paar Minuten trocknen lassen.
    7. Jetzt kommt noch ein dünner Film der Bremszylinder-Paste auf die Bremskolben. Dieser schmiert die Kolben nochmal zusätzlich und pflegt die Dichtungen.
    8. Fertig, Zeit den Sattel wieder mit Bremsbelägen zu bestücken und zurück an das Motorrad zu befördern. Danach kommt noch der zweite Sattel dran und freut sich auf die gleiche Prozedur.

Wie häufig sollte man die Zangen reinigen?

Das kommt ganz drauf an, wie ihr euer Motorrad benutzt, wie stark die Bremsbeläge stauben und wie viel ihr fahrt. Ich für meinen Teil tue mir das nach jedem zweiten Rennstreckenevent an, bin aber auch ziemlich penibel. Bei einem Straßenmotorrad würde ich es ein oder zwei Mal im Jahr machen. Im Winter bietet sich ein bisschen Bremsenpflege als gute Bekämpfung für Langeweile an

Und noch ein kleiner Tipp: Wenn man sowieso mit Felgenreiniger arbeitet, kann man bei einem normalen Waschgang des Motorrads auch ruhig die Bremszangen für ein paar Minuten darin tränken und danach ordentlich abspülen. So lässt sich im Alltag auch schon einiges gegen Ablagerungen in den Zangen tun.

Hier könnt ihr den Felgenreiniger bestellen, den ich für die Zangenreinigung nutze: Wynns PH-Neutraler Felgenreiniger.

Er hat sogar einen fancy Farbänder-Effekt, der total überflüssig ist, aber immer wieder nett anzusehen ist 😉

Viel Spaß beim Zähne…äh Zangenputzen.

 

Author Julian Schmidt

26 Jahre alt und verrückt auf alles was zwei Räder hat. Immer auf der Suche nach dem Limit. Seit 2015 auf der Rennstrecke unterwegs. Yamaha R6 RJ15. If in doubt, go flat out!

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