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Bremsen und Bremslenkmoment | Bremstechnik im Motorrad Blog

 Hallo Racer,

wer von euch Motorradfährt gerne schnell – bitte melden! 200 km/h? 250 km/h? Schneller. Letztes Jahr bin ich mit meiner neuen ZX-10R bei meinem Hochgeschwindigkeitstest auf der A 49 bei Kassel 300 km/h auf der Straße gefahren. Wow – das war schnell.

Und wer hat schon einmal mit 200 km/h eine Vollbremsung gemacht? Keine Meldungen? 😉

Wie lang bei solchen Geschwindigkeiten der Bremsweg wird und welche Kraft die negative Beschleunigung hat, kommt im nächsten Beitrag hier im Motorrad Blog – hier geht es jetzt um das Bremsen an sich und das Verhalten bei blockierenden Rädern.

Bremsen mit dem Vorderrad

Bei der dosierten Vorderradbremsung ist wichtig, dass der so genannte Leerweg des Bremshebels (die ers­ten paar Millimeter Hebelweg, ohne dass eine Bremswirkung einsetzt) schnell überwunden wird. Also schnell ran bis zum Druckpunkt (Bremswirkung baut sich auf). Dann ganz kurz (eigentlich nicht nachvoll­zieh­bar kurz) abwarten, bis sich die dynamische Radlastverschiebung vollzogen hat. Anschließend wird möglichst viel Bremsdruck eingesteuert, also möglichst nahe an die Blockiergrenze gegangen.

Tipp (zum Vorsagen und mentalem Training):

B R E M – S E N
Schnell bis zum Druckpunkt. Dosiert, möglichst viel, aber nur soviel, dass das Vorderrad nicht blockiert.

Der benötigte Kraftaufwand, mit dem der Bremshebel gezogen werden muss, ist abhängig von der Brems­anlage selbst, der Fahrbahnbeschaffenheit, den Reifen, der Gummimischung, dem Luftdruck, der Temperatur usw. und kann daher nie genau definiert werden. SPÜREN – FÜHLEN – HANDELN ist die Devise.

Funktion der Vorder- und Hinterradbremse

  • Vorderradbremse: Sie hat die wichtigste Funktion! Sie kann bei neuen Motorrädern eine extreme Bremsung bis zu 100% tragen.
  • Hinterradbremse: Ihre Aufgabe ist es, das Fahrzeug beim Bremsen zu stabilisieren.

Blockierendes Vorderrad

  • Sofort die Bremse lösen!
  • Blockiert das Vorderrad, verliert der Reifen den Haftkontakt zur Straße. Sofort muss die Bremse gelöst werden, ansonsten erfolgt ein Sturz durch ein seitlich einknickendes Vorderrad.

Blockierendes Hinterrad

  • Blockiert das Hinterrad, so kann ein Wegrutschen und Schleudern des Motorrads sowie ein Sprin­gen des Hinterrads erfolgen (je weiter nach vorn gerichtet die Blickführung in der Geradeausbremsung ist, desto weniger stark)!
  • Je fester man bremst, um so stärker ist die Entlastung des Hinterrades, um so früher blockiert es. Solange es geradeaus geht, kein Problem. Das blockierende Hinterrad erzeugt eine Bremskraft, die dazu führt, dass das Hinterrad hinter das steuernde Vorderrad möchte, weil der Hinterreifen „nachläuft“.
  • Bei einem Lenkmanöver kann ein blockierendes Rad keine Seitenführung mehr aufbauen, und das Hinterrad rutscht quer.

Kräfteaufnahme beim Bremsen

  • Knie am Tank zusammenpressen, um einwirkende Kräfte abzufangen.
  • Die Arme übernehmen Abstützaufgaben.

Das Aufstellmoment

Ein weiterer Effekt, der das Kurvenbremsen mit Motor­rädern kritisch macht, ist das Aufstellmoment: Das Motor­rad richtet sich ohne Zutun des Fahrers auf und verlässt die Kurve in tangentialer Richtung.
                                                                                      
In Schräglage wandert die Reifenaufstandsfläche zur Kur­ven­innenseite und zwar umso weiter, je breiter der Reifen ist.

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Wird nun mit der Vorderradbremse gebremst, wirkt der ent­standene Hebelarm zwischen der Fahrzeuglängsachse (Lenkachse) und dem Aufstandspunkt zusammen mit der eingeleiteten Bremskraft, und so entsteht ein Drehmoment um die Lenkachse.

Es bewirkt, dass sich das Motorrad aufrichtet. Dieses Bremslenkmoment (Produkt aus Bremskraft und Hebelarm) wächst mit zunehmender Bremskraft und mit zunehmender Reifenbreite.

(vgl. DVR 1999, S. 58)

Schöne Grüße – die Saison ist eröffnet – Chrissi on ZX-10R | Motorrad Blog

Author Christiane Potzner

Rennstreckenverrückt seit 16 Jahren, Rennfahrerin und Instruktorin bei verschiedenen Veranstaltern, ansonsten mit Speed Reading unterwegs, siehe www.brain-speed.de.

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