Der Kammsche Kreis
Die Kammsche Theorie – erklärt im Motorrad Blog: Der Reifen bildet die Schnittstelle zwischen Motorrad und Fahrbahn, auch Latsch genannt. In diesem Latsch werden alle zur Motorradführung notwendigen Kräfte übertragen. Ein wichtiger Betrachtungspunkt ist, dass immer ein sog. Schlupf (Differenz zwischen Fahrzeug- und Reifengeschwindigkeit) vorhanden sein muss, weil sich ohne diesen Schlupf keine Kräfte übertragen lassen.
Beispiel: Ein blockierendes Rad hat 100% Schlupf. Ein frei nachlaufendes Rad hat 0% Schlupf.
Ein Reifen, der alle seine Haltekräfte für die Seitenführung des Motorrads in der Kurve verbraucht, hat keine Reserven mehr für eine positive oder negative Beschleunigung übrig. Wer also eine Kurve mit maximal möglicher Geschwindigkeit fährt, sprich auf der letzten Rille rollt (ca. 50 Grad Schräglage), sollte weder bremsen noch Gas geben. Eine negative Beschleunigung wird auch erreicht, wenn plötzlich das Gas zurückgenommen wird. Diese physikalischen Gegebenheiten kann man auch vereinfacht als Grafik darstellen – im so genannten „Kammschen Kreis“.
Der Kammsche Kreis zeigt, wie das Verhältnis von aktuell übertragenen Seitenführungs- zu noch übertragbaren Beschleunigungs- oder Bremskräften bei diversen Schräglagen ist!
Es besteht ein direkter Zusammenhang, der aber nicht proportional ist: Bei nur 50% Ausnutzung der maximal übertragbaren Seitenführungskraft kann man eben nicht nur 50% der maximal möglichen Beschleunigungskräfte übertragen, sondern deutlich mehr: Fast 90%.
Und wenn man nur 90% der möglichen Schräglage nutzt, dann kann der Reifen immerhin schon ca. 50% der maximal übertragbaren Beschleunigungskräfte halten. Wenn man das nun für jede einzelne Kombination durchrechnet, negative und positive Beschleunigung sowie rechts und links berücksichtigt, dann ergibt sich (fast) ein Kreis.
Ich wünsche euch allen einen guten Saisonstart – mit diesem Wissen kann der Sommer kommen! Man hat die Rehe schon auf der Wiese gesehen 😉 Chrissi