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Der Rausch

Bäm…1.Gang der Motor dreht auf und das Vorderrad steigt, Begrenzer, schnell in den 2ten, der Tacho zeigt schon mehr an wie die StVo zulässt. Der R1 ist das egal. Diese Maschine setzt alles außer Kraft! Oh fuck, die erste 90 Grad Rechtskurve. Anker schmeißen, voll reinhängen, das Knie berührt den heißen Asphalt. Der Blick richtet sich zum Kurvenausgang. Man zieht am Gas und der Reifen gräbt sich sprichwörtlich in den Straßenbelag. Der Vortrieb ist brutal. Doch die nächste Kurve wartet schon! Jetzt geht es in eine Linkskurve gefolgt von 34 anderen. Höchstleistung für die Bremsen. Kaum Zeit abzukühlen, aber noch keine Ende in Sicht. Denn wer auf der ehemaligen Bergrennstrecke am Kyffhäusergebirge, nahe dem friedlichen Ort Kelbra, nach oben fährt, kommt bekanntlich auch wieder nach unten!

Kyffhäuser_Motorrad
Foto: Instagram @norbert_z900

Doch irgendwas ist anders? Was ist denn mit der Bremse los? Man muss jetzt stärker den Handanker schmeißen. Die Hinterradbremse kann man ja gleich mal vergessen.

Puh, zum Glück sind wir heil am Fuße des Berges angekommen. Ich ziehe den Handschuh aus und berühre mit meiner Hand die Bremsscheibe. Es zischt und ein Fetzen Haut klebt daran…Scherz!

Ganz so schlimm ist es nicht, aber das Material ist richtig heiss geworden. Ich gönne dem stark belasteten Material eine kurze Pause und erfrische mich mit einem kalten Getränk vom Cafe 36, welches Andrea und Familie schon Jahrzehnte betreiben und auch so einiges dort erlebt haben.

Die Erleuchtung

Ich gehe das Szenario nochmal durch und komme zu dem Schluss, dass bessere Komponenten die brachiale Power der R1 zügeln müssen.

Stahlflex Bremsleitungen für einen gleichbleibenden Druckpunkt. Aber das reicht mir nicht. Stärkere Bremsscheiben müssen her! Dadurch wird die Hitze besser abgeleitet, natürlich brauch man auch neue Bremsbeläge. Es ist kein Geheimnis dass die Bremszangen der R1 von Werk aus schon sehr gut sind und viele Gixxerfahrer darauf zurückgreifen, wenn es um Sachen Performance geht. Aber back to Topic! Da ich schon einige Teile bei Motorrad-Ersatzteile24 bestellt hatte und ich sehr zufrieden damit bin, gab es kein großes Überlegen für mich.

Wave Bremsscheiben vorn und hinten, sowie die passenden Bremsbeläge auf Raceniveau waren schnell bestellt. Die passenden Stahlflexbremsleitungen durften natürlich nicht fehlen.

Die Montage!

Das Paket war da und ich machte mich gleich ans montieren. Alte Scheiben runter, neue Scheiben rauf. Natürlich auch mit neuen Schrauben und die Schraubensicherung nicht vergessen. Man möchte ja heil wieder nach Hause kommen. Linke Wave Bremsscheibe, Rechte Scheibe, nicht verwechseln, kann man eigentlich aber nicht. Sind Laufrichtungsgebunden 😉

Die Bremsflüssigkeit ablassen ging schnell und die Stahlflexbremsleitungen von Fischer haben sich super montieren lassen. Vorn teilt sich die Leitung durch eine Hohlschraube direkt an der Pumpe. Was ein sehr großer Vorteil ist. Die Länge passt perfekt und sieht in rot auch noch geil aus.

Noch was vergessen? Ach ja die neuen Beläge! Nicht vergessen die Bremssättel vor dem Einbau ordentlich zu reinigen. Alles wieder zusammenbauen und mit Drehmoment anziehen.

Testfahrt!

Auf geht’s! Aber sachte, nicht zu stark bremsen und immer schön abkühlen lassen. Die ersten Meter fühlen sich ganz gut an, aber eine positive Verbesserung kann ich nicht feststellen. Komisch und ich dachte das sind die Überbremsen schlechthin. Die Scheibe und der Belag müssen sich erst anpassen, das war mir ja klar.

Also doch ab ins Bikerelderado? Nicht weit von mir gibt es eine Super Strecke, mit der R1 kein Problem. Also auf geht’s, aber was ist das? Das Vorderrad vibriert beim Gas wegnehmen und leichtem anbremsen!!!

Shit, sind die neuen Scheiben schon verzogen?

Evtl. gibt es sich noch?

Weiterfahren und beobachten! Wie immer halt! Angekommen in Oberhof am Sternengrund. Perfekt, kaum Verkehr , aber zu erst die Strecke abchecken. Ich kann nichts gravierendes feststellen. Im Kreisverkehr gedreht und LOS! Erster Gang, Bergauf, zweiter Gang, lieber auf der linken Spur bleiben, dritter Gang, jetzt kann sich der Drehmoment perfekt entfalten. Die erste Kurve kommt immer näher, runter in den 2ten, der Motor heult auf , 10.000 U/min und die R1 fühlt sich wohl. Jetzt heißt es bremsen, Arsch rüber, Bein abwinkeln, Oberkörper raus und schon ist man um die Kurve, aber da war wieder das Rattern beim bremsen!

Diagnose

Ich rätselte was ich falsch gemacht habe. Also nochmal alle Schrauben lösen, Achse und Bremssattel! Wieder anziehen. Aber es brachte einfach nichts. Sollten wirklich die neuen Bremsscheiben verzogen sein? Oder ist die Gabel kaputt? Lenkkopflager ausgeschlagen? Das hatte ich aber erst nachgezogen. Erstmal weiter fahren!!! Dieses mal ging es zum Kyffhäuser.Vielleicht muss die Bremse mal richtig heiße werden?

Aber es wurde nicht besser! Selbst der Asphalt war so heiß das der Hinterreifen mit schmieren anfing. Ich wollte sowieso mal neue Reifen testen und bestellte mir einen Satz von Dunlop. Der Reifen soll laut Hersteller 50% für die Straße und 50% für die Rennstrecke konzipiert worden sein.

Dunlop Sportsmart TT

Ich bin gespannt!

Auf nach Oberhof. Die Straße ist so heiß wie noch nie. Der Reifen ist brachial. Er klebt förmlich auf dem Asphalt. Ich grinse und die R1 schiebt nach vorn.

GEIL!

Das rattern beim bremsen ist verschwunden. Es lag am Vorderreifen. Dieser war an den Flanken zustark abgefahren. Scheiß Kurvenfahren!!! Ich berichtet gleich Albert das alles in Ordnung ist mit den Bremsen.

Yes Baby , jetzt kann der richtige Test losgehen.

Die heiße Phase

Was stellen wir mit dem angebrochenen Tag an? Eine Runde harzen? Die abwechslungsreichen Strecken sind ideal um das volle Potenzial der neuen Bremsanlage auf die Probe zu stellen. Lassen wir es doch gemütlich angehen, zum Aufwärmen quasi. Krass, sicher mehr wie 100 Motorradfahrer stehen am Netzkater und gönnen sich eine Pause nachdem harten Harzritt. Hoffentlich ist keine Polizei auf der Strecke, aber keine Angst! Natürlich sind die Bremsen auf der Straße zugelassen (ABE).

Ein kleines Wendemanöver an der Erbsensuppe und zurück geht es. Die erste Passage fordert die Bremse schon. Doch sie behält einen coolen Kopf.

Scheiß die Wand an!

Der Druckpunkt bleibt gleich auch bei höherer Wärmebildung. Das verdanke ich wohl der Stahlflexleitung und der frischen DOT 4 Motul RBF 660 Bremsflüssigkeit. Sicher spielt auch die gründliche Reinigung und Kontrolle auf 110% Funktionalität des Bremssattels eine wichtige Rolle.

Eine längere Gerade verleitet zum Beschleunigen.

harzen mit @camoutwentyfour

IST DAS DEIN ERNST?

Ein Auto zieht aus einer Nebenstraße heraus. Ich gehe voll in die Eisen. Bäm, ich glaube die Braking-Bremse will mir voll in die Fresse hauen. Die R1 kommt nach wenigen Metern zum stehen. Das Rentnerehepaar im Auto schüttelt nur mit dem Kopf.Der Schutzengel fährt immer mit! Weiter geht es, aber wo lang? Richtung Rappbode-Talsperre und dann über den Ziegenkopf nach Stolberg? Heute mal im Ostharz fahren? Gegend Abend sitze ich auf der Terrasse und genieße ein kühles Blondes.

Da kommt mir der Gedanke! Warum nicht mal mit Sozia die Bremsen testen? Sehr geile Idee von mir, aber wer wäre so verrückt und würde mitfahren.

Ich kenne nur eine Person, auch noch ne Frau. Ich würde sagen Jackpot!

Der Extremtest

Sie klappte die Fußrasten aus und machte es sich bequem auf dem 12x12cm großen Sitz. Den Anblick hätte ich gern gesehen, von hinten versteht sich. Ich lege den ersten Gange ein und wir fahren los. Es sollte nur eine kleine Runde zum nahe liegenden Kyffhäuser werden. Etwas Spaß haben mit der Crew. Wir fahren das erste mal zusammen, doch scheint es sehr gut zu passen. Sie bewegt ihr eigenes Motorrad ja auch artgerecht!

Gemütlich fahren wir den Berg hoch und runter. Die Bremsen versagen auf keinem Meter, habe ich ja extra noch das Fahrwerk eingestellt um das graziöse Objekt auch königlich zu transportieren. Der R1 scheint es Spaß zumachen. Die Traktion ist extrem gut, durch die höhere Belastung auf dem Hinterrad. Der Reifen kommt auch gut auf Temperatur.

Wir 3 wissen, das wir es nicht einfach im Raum stehen lassen können.

Die Queen dreht auf und Fine (Instagram: @hellcat95) umschlingt mich mit ihren Armen. Doch mag ich klammern nicht so. Ich brauch schon meine Freiheiten. Sie rutscht ein Stück nach hinten und stützt sich am Tank ab. Schon viel besser so. Die erste Kurve kommt! Die Braking packt zu und Fine versucht der gewaltigen Kraft dieser gottverlassenen Bremsanlage stand zu halten. Doch schafft sie es nur mit Mühe und Not!

Foto Instagram @norbert_z900

Immer wieder berühren sich unsere Körper. Sie muss ihre Beine spreizen damit ich ins Hanging off kommen kann. Kein Problem für eine geübte Fahrerin. Wir verschmelzen zu einer Einheit, ein Team, eins mit der Maschine, 1 und 1 plus R1. Jede Kurve ist ein Genuss.

Aber zurück zu Bremsanlage!

Meine Finger berühren den Hebel und binnen Sekunden baut das System einen Druck auf, so das die großen Kolben ausrücken und die Brakingbeläge eng an die dicke Scheibe drücken. Die Gabelholme tauchen tief ein. Die Einheit bewegt sich Richtung Kurveninnenseite. Das Benzingemisch explodiert und treibt das Höllengefährt nach vorn. Die Holme tauchen langsam wieder heraus!

Doch was war das? Unruhe im Fahrwerk? Ich schaue zurück, Fine war von der Fußraste abgerutscht bei dem Versuch àla Rossi das maximale heraus zu holen.

Ein gelungener und spaßiger Tag. Fine verabschiedet sich und geht zur Tür hinein. Ich drehe mich um, erhasche noch einen Blick. Visier runter and back to home. Genug Kurven für heute gesehen!

Tacheles

Tacheles
Tacheles

Mein Fazit der Bremsanlage!

Die Sinterbeläge packen gut zu. 2-3 starke Bremsmanöver und sie sind auf Temperatur wo sie ihre volle Power zeigen. Auch für Rennstrecke geeignet! Zur Haltbarkeit kann ich noch nichts sagen aber der Verschleiß hält sich in Grenzen. Die Reibwerte sind auch in Ordnung. In Kombination mit den Braking-Wave-Scheiben ist die Wärmeentwicklung und Ableitung sehr gut. Die Wärme verteilt sich sehr gut durch die Bauart bedingte Wave Konstruktion. Die Schlitze in der Scheibe haben die Funktion, das der Fahrtwind das Material von allen Seiten kühlen kann. Warum schwimmende Scheiben verbaut werden, muss ich denke mal nicht erklären (Floating). Die Stahlflexleitungen kann ich nur empfehlen. Dadurch bleibt der Druckpunkt so gut wie immer gleich. Voraussetzung dafür ist natürlich eine gute Wartung der Bremsanlage.Bremsflüssigkeit sollte regelmäßig kontrolliert und gewechselt werden. Ich werde die Bremsen auch noch auf der Rennstrecke testen und kann dann noch mehr Feedback geben, was den Verschleiß und Haltbarkeit angeht.Aber ich bin gute Dinge das Sie mich wieder überraschen wird!

Author sautschi87

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